Vor kurzem haben wir uns auf Social Media mit den 7 Keimgruppen von drei mikrobiologischen Heuanalysen beschäftigt und sind der Frage nachgegangen, ob es reicht die schimmeligen Stellen im Heu zu entfernen ? Und wir wollten wissen, wie die Mikrobiologie des restlichen Ballens aussieht?!
Wir haben die Story-Beiträge und Infos, rund um die Keimgruppen und Werte noch einmal zusammengefasst und teilen mit Euch die Ergebnisse aus dem Labor.
Heuanalysen, inkl. Mikrobiologie werden immer wichtiger und die werden auch, laut Labor, immer häufiger beauftragt.
Immer öfter weicht die tatsächliche hygienische Qualität von der zuvor sensorischen Einschätzung ab. Nur noch 30-40% der untersuchten Proben bewegen sich innerhalb der Qualitätsstufe 1. (siehe Grafiken)
Neben einer Vollanalyse + Mineralstoffpaket kann die zusätzliche Mikrobiologie sehr aufschlussreich und bei gesundheitlicher Vorbelastung auch sehr sinnvoll sein.
Als erstes möchten wir Euch noch vorab einen Überblick zu der Entwicklung der letzten Jahre mit auf den Weg geben, bevor wir uns mit den Werten unserer Proben
beschäftigen.
Abb. 1&2: Mikrobiologische Belastung von Heuproben (analysiert im LKS Labor in den Jahren 2015-2019 & 2019-2022)
In den zwei Grafiken sind die Ergebnisse der Untersuchung auf Bakterien, Schimmelpilze und Hefen der letzten Jahre zusammengefasst.
Heu der Qualitätsstufe 1(blau) ist mikrobiologisch einwandfrei und gut zur Verfütterung geeignet. Die Qualitätsstufe 4 hingegen (orange) deutet auf einen Verderb hin, dieses Heu sollte nicht mehr verfüttert werden – es ist stark mit Bakterien und/oder Schimmelpilzen belastet und kann neben anderen klinischen Symptomen auch Atemwegsproblematiken hervorrufen.
„bezüglich der Reaktion auf Staub- und mikrobielle Belastung scheint es eine individuelle Prädisposition zu bestehen, da i.d.R. auch bei gleichem Fütterungs- und Haltungsmanagement selten alle Tiere eines Stalls betroffen sind und sich auch in klinischen Studien eine Atemwegsproblematik nicht durch die Nachbildung begünstigender Faktoren rekonstruieren ließ. Vielmehr scheint es auf die gesunde Immunlage (lokale wie systemische Abwehrmechanismen) des Einzeltieres anzukommen“(Quelle:LKS-Labor)
So sollten die Analyseergebnisse und allgemein gültigen Orientierungswerte immer individuell fürs Pferd betrachtet werden! Schimmelpilzbelastete Chargen bei lungenkranken Pferden sollten noch rigoroser von der Verfütterung ausgeschlossen werden wie bei gesunden Tieren.
Übersicht Berwertungschema
Vorab noch die allgemein gültigen Kennzahlen der Keimgruppen und Keimzahlstufen:
Damit die Bewertung etwas leichter fällt haben wir alle Infos in einer Tabelle zusammengefasst. Falls Ihr diese zur Hand haben möchtet, können wir sie Euch, per Mail als PDF, zusenden. Meldet Euch gerne über das Kontaktformular. https://www.horse-by-nature.de/kontakt
Folgend kommen wir zu den Ergebnissen unserer Proben.
Hier hatten wir insgesamt drei eingesendet, die uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden.
Probe Nr 1 - mit sichtbarem Schimmel
Probe Nr 3 - mit nicht sichtbarem Schimmel aus dem gleichen Ballen (Probe 1)
Probe Nr 2 - Vergleichsprobe anderer Betrieb
Um es überschaubarer zu halten und gegenüberzustellen, haben wir die Werte in einer Datei zusammengefasst. (Wer die Story´s dazu verfolgt hat, kennt die Darstellung bereits)
Aufgrund des Umfangs haben wir die unauffälligen Werte < 500 KBE/g FM der einzelnen Keimgruppen nicht übernommen, sondern uns nur auf die erhöhten Werte beschränkt.
Die Analysen beauftragen wir gerne beim LKS-Labor , weil die Darstellung und Bewertung sehr übersichtlich ist. Die Originaldateien hängen wir zum Schluss, zur Ansicht an.
Unsere Aufstellung haben wir farblich noch etwas hinterlegt und es wird zwischen den Zeilen nun etwas bunter :-)
Los geht´s mit den Zahlen und Infos
zu den Bakterien und Schimmelsporen der 7 Keimgruppen
Die Bakterien
Produkttypische Bakterien KG1:
...dazu gehören Gelbkeime, Pseudonomas, Enterobactericae und weitere produkttypische Bakterien.
Die aerobe mesophile Keimzahl (KG1) wird häufig auch als „Gesamtkeimzahl“ bezeichnet.
Da zur aeroben mesophilen Keimzahl sehr viele Mikroorganismen zählen (wie z. B. Enterobakterien, Pseudomonaden, Bacillus, Staphylokokken, Listerien, Hefen und Schimmelpilze,…) kann man diesem Parameter keine bestimmte Herkunft zuordnen.
Man findet sie praktisch überall: z. B. Rohstoffe, Menschen, Tiere, Pflanzen, Erde, Wasser, Luft etc. Aerobe mesophile Keime befinden sich IN bzw. AUF fast allen Lebensmitteln und Futtermitteln. Je nach Produkt ist eine bestimmte Anzahl aerober mesophiler Keime normal und unvermeidbar.
Eine überhöhte aerobe mesophile Keimzahl wird häufig als Hygiene- und/oder Verderbnisindikator angesehen. Allgemein kann man davon ausgehen, dass die meisten Bakterien bei einer Erhitzung auf +72 °C für mindestens zwei Minuten oder bei einem gleich wirksamen Prozess abgetötet werden. Manche Bakterien bilden Sporen, welche hitzeresistent sind und solche Temperaturen überleben. Daher sollte man auch beim Bedampfen Temperaturen von 100 Grad anstreben.
Man unterscheidet daher noch zwischen produkttypischen und verderbanzeigenden Bakterien, die in der Keimgruppe 2 und 3 dargestellt werden.
Übersicht KG 1
Die Probe 3, ohne sichtbaren Schimmel, zeigt deutlich höhere Werte als Probe 1. Beides fällt noch unter Keimzahlstufe 2 (mäßig herabgesetzt)
Verderbanzeigende Bakterien KG 2:
Auch hier liegt die Probe Nr 3 deutlich höher. Probe Nr 1 wird mit KZS 2 (mäßig herabgesetzt) bewertet und Probe Nr 3 hingegen mit KZS 4 (verdorben)
Bacillus
...ist eine Gattung von Bakterien zu der verschiedene Arten gezählt werden. Sie verursachen unspezifische Symptome, die einer Vergiftung ähneln.(beim Menschen Lebensmittelvergiftung)
Bacillus sp. gehört zur Gruppe der aeroben Sporenbildner gehören.
Der Erreger kann unter schlechten Vermehrungsbedingungen ins Sporenstadium übergehen, was ihm eine höhere Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen verschafft. Bacillusarten machen einen wichtigen Teil der Normalflora aus und kommen in Erde, Staub, Wasser, Luft und auch im Darm von Mensch und Tier vor.
Verschiedene Arten können zu Erkrankungen führen. Dafür sorgen bestimmte Enzyme der Bacillusarten, die die im Futtermittel enthaltenen Proteine zu biogenen Aminen umwandeln, was z.B. auch Kotwasser/Durchfall verursachen kann.
Staphylococcus
Staphylococcen sind kugelförmige Bakterien, die sich aerob und anaerob vermehren können. Die Gattung der Staphylococcen ist sehr artenreich und umfasst eine Vielzahl von Spezies und Subspezies, die verschiedene Krankheitsbilder, z.B. auf der Haut, im Magen-Darm Trakt und der Lunge hervorrufen können.
Staphylococcen-Bakterien wachsen in Lebensmitteln und Futtermitteln, dort bilden sie Giftstoffe.
Symptome, durch Staphylococcen entsteht nicht durch die Aufnahme der Bakterien, sondern vielmehr durch die von den Bakterien produzierten Giftstoffe, die in verunreinigten Futtermitteln vorhanden sind und diese Exotoxine sind sehr hitzestabil!
Ursache z.B. für einen bakteriell-infektiösen Husten sind häufig Streptococcen oder Staphylococcen. Es handelt sich meistens um eine Folgeinfektion nach Virusinfektionen oder durch vorangegangene Schleimhautreizungen durch Staub, Allergene oder Schimmelpilze.
Verderbanzeigenden Bakterien der KG 3:
Zu den verderbanzeigenden Bakterien der KG 3 gehören die Sporoactinomyceten/ Strepomyceten.
Diese waren bei allen drei Proben unauffällig- trotzdem ein paar Infos dazu.
Streptomyces
...sind aerobe Bakterien aus der Bakterienordnung der Actinomycetales. Sie benötigen für ihre Energiegewinnung Sauerstoff. Zudem gehören sie zu den Myzel-bildenden Bakterien. Aus den Myzelien können sich Sporen entwickeln. Es handelt sich dabei allerdings um Endosporen, die keine Ähnlichkeit mit den Exosporen haben, die von Bakterien wie Clostridien oder Bacillus der KG 2 gebildet werden. Die Bakteriengattung Streptomyces kommt überwiegend in Böden vor. Eine Vielzahl der Bakterien produzieren bei der Energiegewinnung Duftstoffe. Darunter ist auch das Geosmin. Geosmin riecht erdig-muffig und wird von vielen Menschen als typischer Bodengeruch von nassem Erd- oder Waldboden wahrgenommen. Es ist aber auch für den Geruch von Schimmelpilzen verantwortlich. Einige Bakterien sind zudem gefährlich für Tiere. Wichtigste Eintrittsform der pathogenen Formen sind der Atmungstrakt und Wunden.
Schimmel- und Schwärzepilze
Auch hier unterscheidet man wieder produktypische (Feldflora) KG4 und verderbanzeigende (Lagerpilze) KG 5
Produkttypische Schimmelpilze KG 4:
Zu der Feldflora (KG4) kann im Verlauf der Ernte, der Verarbeitung oder auch der Lagerung eine Kontamination mit weiteren Keimarten stattfinden, die ebenfalls als produkttypisch angesehen werden, aber zu der sogenannten Sekundärflora gezählt werden. Beide Gruppen, die Primär- und die Sekundärflora, werden als produkttypische Mikroflora bezeichnet und fallen unter die Keimgruppe 4.
Zu den Produkttypischen Schimmel- und Schwärzepilzen der KG4 gehören z. B. die Gattungen Alternaria, Fusarium, Verticillium, Acremonium, Aureobasidium, Ustilago und Cladosporium. Einige von ihnen, z. B. Fusarium, sind auch als potentielle Toxinbildner bekannt.
Weil alle aufzuführen definitiv den Rahmen gesprengt hätte, folgen nun nur die auffälligen Schimmelpilze und ein wenig Info dazu.
Auffällig und interessant ist, dass die Probe Nr 1 mit sichtbaren Schimmel unauffällig ist und mit KZS 1 bewertet werden kann. Die Probe Nr 3, aus dem gleichen Ballen aber ohne sichtbaren Schimmel, hingegen muss mit KZS 4 = verdorben bewertet werden.
Fusarium sp.
Fusarium ist eine Schimmelpilzgattung mit über 20 Unterarten. Die meisten von ihnen sind pflanzenschädigend (phytopathogene) und können ganze Ernten schädigen.
Von Fusarium gehen unterschiedliche Risiken für die Gesundheit aus. So können auch schon geringere Mengen der Sporen etwa Allergien auslösen. Allgemein wirken sich Schimmelpilze negativ auf das Immunsystem aus.
Eine besondere Gefahr geht dabei durch die Mykotoxine des Pilzes aus. So entstehen beispielsweise Trichothecene. Bei Aufnahme durch befallene Futtermittel führen sie zu Erkrankung des Magen-Darm-Traktes (Dysbiosen, Durchfall,Kolik) und können die Stoffwechselprozesse stören und Leber und Nieren schädigen. Zearaleon (ZEA)und Deoxynivalenol (Don) sind z.B. Mykotoxine der Schimmelpilzgattung Fusarium. Vor allem Getreidearten wie Weizen, Gerste, Hafer und Mais und auch gestresste Gräser werden von dem Schimmelpilzgift belastet.
Bei DON und ZEA handelt es sich um Mykotoxine, die eine sehr hohe Temperaturbeständigkeit aufweisen. So sind Temperaturen von über 120°C notwendig, um den Abbau des Schimmelpilzgiftes zu ermöglichen. Das Schimmelpilzgift DON gilt u.a. auch als magenreizend und hemmt die Proteinsynthese.
Zu dem mykotoxikologischen Befund der schimmeligen Probe kommen wir später noch!
Aureobasidium sp.
Von der Gattung Aureobasidium sind zur Zeit 14 Arten und mehrere Varianten bekannt. Aureobasidium ist ein Indikator für Feuchte! Im Fall von Lisa’s Ballen, deutet der Befund darauf hin, das das Heu mit einer zu hohen Feuchte gepresst wurde.
Im Zusammenhang mit Aureobasidium insbesondere A.pullulans werden neben Allergien und Mykosen folgende Krankheiten beschrieben: Keratitis( Entzündung der Hornhaut), Hautinfektionen, Peritonitis(Bauchfellentzündung) und systemische Infektionen.
Mit einem Befund von 6.900.000 KbE/g wird zurecht mit KZS 4=verdorben bewertet!
Verderbanzeigende Schimmelpilze KG 5
Auf zur Lagerflora!
Was passiert bei der Lagerung?
Rein biologisch findet während der Lagerung eine Umschichtung zwischen den einzelnen Arten der Feldflora (produkttypisch) und der Lagerflora (verderbanzeigend) statt, da diese unterschiedlich an die Bedingungen im Lager angepasst sind.
In der Regel sinkt dabei die Keimdichte der ursprünglich vom Feld kommenden Keime (Feldflora) ab, was bei Lisa’s Proben aber nicht der Fall war.
(Erklärung, warum die Probe ohne sichtbaren Schimmel schlechter war, folgt nach KG7)
Es vermehren sich nun die Keime, die besser an die Bedingungen im Lager angepasst sind. Sie werden deshalb auch Lagerflora oder verderbanzeigende Keimflora genannt und werden in der mikrobiologischen Analyse unter der Keimgruppe 5 abgebildet.
Verderbanzeigend deshalb, weil sich unter ihnen viele Mikroorganismen befinden, die ganz klar auf einen mikrobiellen Verderb hinweisen und auch schon in geringeren Mengen gesundheitlich beeinträchtigen können.
Idealerweise sollte der Wert der Keimgruppe 5
<= 100.000 KbE sein, wobei sich die festgelegten Orientierungswerte immer auf gesunde Pferde ohne Vorbelastung beziehen! Daher haben wir auch hier den höheren Wert der Vergleichsprobe mit markiert, weil er sich bei der KG 5 im grenzwertigen Bereich befindet und für unsere Bewertung auffällig ist.
Bisher war die Vergleichsprobe Nr 2 in allen Keimgruppen immer Keimzahlstufe 1. Leider wird sie ab Keimgruppe 5-7 auffällig.
Verderbanzeigende Schimmelpilze der KG 5:
Typisch für die Lagerflora sind z. B. die Schimmelpilzgattungen Aspergillus, Penicillium, Wallemia und Mucorales. Erstere sind ebenfalls als Mykotoxinbildner bekannt.
Auch die Vergleichsprobe Nr. 2 zeigt hier erhöhte Werte, die zwar noch im Bereich KZS 1 liegen aber wegen des starken allergenen Potentials von Wallemia, individuell betrachtet werden sollten.
Folgend wieder ein paar Infos „nur“ zu den auffälligen Schimmelpilzen der KG5.
(Aspergillus und Wallemia)
Aspergillus
...ist ein typischer Vertreter der Lagerflora und bekannt als Verderbnispilz.
Manche Aspergillus-Arten bilden Stoffwechselprodukte, die für den Menschen und auch für Tiere sehr giftig sind (zu den Mykotoxine von Aspergillus zählt z. B. das Aflatoxin). Das Toxin ist dafür bekannt den natürlichen Zelltod (Apoptose) bei tierischen und menschlichen Körperzellen zu beschleunigen. Wodurch eine Überschwemmung und Überlastung der Entgiftungssysteme entstehen kann.Bei abwehrgeschwächten Organismen kann Aspergillus überwiegend allergische Reaktionen auslösen und sogar Organe wie Lunge, Magen, Darm und das Nervensystem direkt besiedeln(Aspergillose). Bei Bronchoskopien lassen sich z.B. im Sekret nicht selten Sporen von Aspergillus nachweisen.
Verantwortlich für schwere Verläufe ist das Aspergillus-Toxin, Aflatoxin, welches zusammen mit dem Cumarin aus dem Heu zur Dicumarolbildung (= Rattengift!) führt.
Der Orientierungswert/Grenzwert für das vorhanden sein von Aflatoxin ist mit 20 Mikrogramm beziffert. Werte über 20µg sind meldepflichtig! Der gemessene Wert von Aflatoxin lag bei der Analyse mit sichtbaren Schimmel bei 2 µg
Höchstgehaltsregelungen
Wegen der Gesundheitsschädlichkeit der Aflatoxine wurden in vielen Ländern der Erde und auch innerhalb der Europäischen Union Grenzwerte (Höchstgehalte) festgelegt. Die in der europäischen Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 festgelegten Höchstgehalte für Aflatoxin B1 bzw. die Summe aus den Aflatoxinen B1, B2, G1 und G2 liegen je nach Lebensmittel/Futtermittel im niedrigen ppb Bereich, d. h. zwischen 0,1 und 20µg/kg
Wallemia
...ist ein langsam wachsender Trockenheitsspezialist, der am besten mit Zucker und Salz wächst.
Schimmelpilze der Gattung Wallemia sind sogenannte xerophile Pilze. Dies bedeutet, dass sie an trockenen Standorten wachsen können. Diese Gattung kommt weltweit vor. Häufig findet man sie in landwirtschaftlicher Umgebung. Aufgrund der geringen Größe und Lungengängigkeit steht im Verdacht, dass Walemia die sogenannte „Farmerlunge“, eine chronische Lungenkrankheit bei Landarbeitern, zu verursachen.
Da Wallemia-Arten die Trockenheit bevorzugen, findet man diesen Schimmelpilz nicht wie andere an feuchten Standorten, sondern eher im Staub und er bevorzugt zum wachsen Salz oder Zucker. Zum Nachweis dieses Mikropilzes braucht man daher auch besondere Nährmedien.
Hier wäre jetzt mal spannend gewesen das Nährstoffpaket des Heus zu sehen. Hier hatte wir uns aber nur auf die Mikrobiologie fokussiert.
Gesundheitsgefahren durch Wallemia
Schimmelpilze der Gattung Wallemia können Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) bilden wie etwa Walleminol. Über die gesundheitliche Bedeutung dieses Toxins ist jedoch nicht viel bekannt. Die Pilze können jedoch Allergien hervorrufen und stehen im Zusammenhang mit hypersensiver Pneumonitis, einer entzündlichen Lungenerkrankung. (bekannt aus dem Humanbereich)
Die Sporen von Walemia und den Unterarten sind sehr klein, sogar noch kleiner als Sporen von allergenen Gattungen wie Penicillium oder Aspergillus. Dadurch können sie sich besonders einfach im Atemapparat festsetzen. Zudem können sie Hautentzündungen (Dermatitis) mit Beteiligung des Unterhautgewebes (subkutane Dermatitis) verursachen. Da Wallemia keratinophil sind, können sie sich auch neben Haut und Haaren im Bereich der Hufe ansiedeln.
Aufgrund des reizenden Potentials sehen wir auch den Wert von Wallemia bei der Probe Nr. 2 bereits kritischer.
Verderbanzeigende Mucorales KG6
Mucor ist ein hochallergener Lagerpilz.
Durch den Atmungs- oder Speisetrakt dringen die Pilzsporen in den Körper ein und können sich auch dort ansiedeln und vermehren!
Der Köpfchenschimmel Mucor ist zusammen mit Vertretern der Gattungen Absidia, Rhizomucor und Rhizopus Verursacher akuter Pilzinfektionen, den sogenannten Mucor-Mykosen. Durch den Atmungs- oder Speisetrakt dringen die Pilzsporen in den Körper ein.
Bislang sind durch Mucor keine Mykotoxine bei Pferden nachweisbar. Nichtsdestotrotz können Mucor-Pilzarten bei sensibilisierten Pferden schwere Allergien auslösen.
Die Gattung Mucor umfasst wichtige Lebensmittel-/Futterverderber, die häufig auf faulenden Früchten, in Gemüse, auf Getreide, Heu und Stroh aber auch auf Mist und Kot zu finden sind.
Mucor wächst bei Temperaturen von 1 – 30°C mit einem Optimum bei 22°C und benötigt eine relativ hohe Feuchte. Damit ist ihre Vermehrung bei der Gewinnung von Heulage oder verregnetem Heu besonders wahrscheinlich. Der Nachweis von Mucor in einem Futtermittel weist also eindeutig auf Verderbnisprozesse hin.
Der OW= Orientierungswert ist mit <=5.000 mit Abstand der Kleinste und damit auch der sensibelste Wert! die stark erhöhten Werte unserer Proben bei Mucorales, von 100.000 und 120.000 KbE/g, fallen hier besonders ins Gewicht!
Bei der Vergleichsprobe Nr. 2 lag der Wert bei 7000KbE/g und wird aufgrund der Überschreitung des Orientierungswerts ebenfalls nur mit der KZS= Keimzahlstufe 2 bewertet.
Anzumerken wäre, dass sensible Pferde oder Pferde mit Vorbelastung auch schon bei Werten unter 5.000KbE/g auf das Vorhandensein von Mucorales reagieren können.
Bei der Probe 2 kommen nun zwei potenter Vertreter aus den Keimgruppen 5 und 6 zusammen, die man im Blick behalten sollte.
Hefen - Keimgruppe 7
Hefen sind Gasbildner, die bevorzugt in Feuchtkonserven, wie z.B Silage oder Heulage vorkommen. Aber auch in Heu und anderen Futtermitteln sind sie zu finden.
Hefen verstoffwechseln Zuckerverbindungen zu Ethanol und CO2. Gerade unter hohen Temperaturen kann es hier zur massenhaften Vermehrung kommen.
Hefen (Candida ssp.) wachsen bevorzugt in einem sauren und anaeroben Milieu. Sie sind vom Luftsauerstoff unabhängig. Kommt es zusätzlich zu einem Eintritt von Luft, sind ab diesem Punkt noch zusätzlich Schimmelpilze am Verderb beteiligt (v.a. Schimmelpilze der Keimgruppe 5, wie z.B. Wallemia oder Aspergillus als potenter Mykotoxinbildner).
Ob Hefen vorhanden sind könnt ihr z.B selber ganz gut testen:
Ein erster grober Nachweis einer Hefenbelastung kann meist schon über die sog. Bombagenbildung festgestellt werden. Hierzu wird eine Futter-Wasser-Suspension in ein luftdicht verschließbares Plastikgefäß/-Beutel gefüllt und einer Wärmequelle ausgesetzt (in die Sonne/ auf die Heizung gestellt o.ä.). Schon nach kurzer Zeit ist hier bei Hefenbefall eine deutliche Vorwölbung des Gefäßes sichtbar.
Futterwert und Symtome
Zum einen sollte die Tatsache, dass Hefen Zucker und in geringerem Maße auch Proteine abbauen, nicht vernachlässigt werden. Damit sinken der Futterwert und die Akzeptanz wird durch den „hefigen“ Geruch und Geschmack nachteilig beeinflusst. (Geruch bei schlechter Heulage deutlich- bei Heu schwieriger auszumachen!)
Die klinischen Folgen der Aufnahme von hefenbelasteten Futtermitteln zeigen sich auch im Tierorganismus in Form von Aufgasungen.
Diese betreffen beim Pferd den Magen sowie Dünn- und Dickdarm („Gaskoliken“). Die Symptome reichen dabei von Flatulenzen, sichtbaren Aufgasungen und Durchfall bis hin zur Verdrängung der normalen Darmflora.
Bei einigen Pferden werden auch im Magen oder anderen Darmabschnitten Krampfkolik im Dünndarm oder Aufgasung des Caecums beobachtet. Hierzu kommt es v.a. bei der Verfütterung von Heulage in Verbindung mit hohen Außentemperaturen.
Da der Anfangsteil des Pferdemagens keine Drüsen besitzt, findet hier keine Sezernierung von Magensäure statt. Dies begünstigt mikrobielle Umsetzungsvorgänge bei Aufnahme großer Futtermengen belasteten Ausgangsmaterials.
Bei stark mit Hefen belasteten Futter kann es teils zu schweren Aufgasungskoliken oder zu vermehrte Laktatbildung kommen, wodurch es langfristig auch zu Ungleichgewichten im Darm-Mikrobiom, Schleimhautreizungen und -Schädigungen kommen kann.
Habt ihr schon mal von dem Bombagentest gehört?
Und würdet ihr es mal ausprobieren wenn Euer
Pferd Auffälligkeiten zeigt? Lasst es uns gerne wissen!
Wir hoffen der (Ein-) Blick auf die Werte, hinsichtlich der Fragestellung, war aufschlussreich und die Infos zu den Keimgruppen hilfreich, um vielleicht die eigenen mikrobiologischen Analysen besser beurteilen zu können.
Noch abschließend etwas zu den Proben, die wirklich schlecht waren und schon ein recht krasses Beispiel wiederspiegel.
Laut Laborbeurteilung, anhand den Werten, kamen bei Lisa‘s Heu mehrere ungünstige Faktoren zusammen. Den Werten nach kann man davon ausgehen, dass das Heu feucht oder mit zu hoher Restfeuchte gepresst und eingebracht wurde, wodurch sich produkttypische (Feldflora) Bakterien und Schimmelpilze im inneren, teils hotspotartig, vermehren konnten. Es kommt zu sogenannten Hot-Spots, wodurch die Mikrobiologie, innerhalb des gleichen Ballens, unterschiedlich ausfällt. Dabei kann es durchaus nach innen hin schlechter werden! Wahrscheinlich ist das Heu aber auch während der Lagerung feucht geworden, was sich dann, durch sichtbaren Schimmel, im Bereich der äußeren Schichten, erkennen lässt.
Verdorben ist leider verdorben und auch bedampfen oder waschen hätte in dem Fall nix verbessern können.
Hier noch einmal die Gesamtansicht aller
Keimgruppen:
Noch eine kurzer Zusammenstellung was man sich vielleicht gut merken kann und was evtl. hilfreich ist, wenn man ungefähr weiß, wann das Heu gemacht wurde.
Mit zunehmender Vegetationsdauer bzw. später liegendem Schnittzeitpunkt nimmt die Keimbelastung zu ⇒ besonders Schimmelpilze und Hefen
Schlechtes Erntewetter (Regen) erhöht Anzahl ⇒ Bakterien, Schimmelpilze und Hefen
Kann nicht innerhalb von 4-5 Tagen gepresst werden ⇒ Bakterien und Hefen
Untersuchungen zeigen-Rundballen weisen geringste Keimbelastung auf
Die Parasitenbelastung hängt immer von Sauberkeit des Lagerraumes ab!
Hitzestress beim Aufwuchs begünstigt Schimmelbefall und die Bildung von Mykotoxinen.
Berücksichtigt man die Auswertungen 2019-2022 (Grafik zu Beginn des Blog´s) wird das Thema Heuqualität nicht unbedingt leichter.
Wenn möglich, lasst Euch die Analysen Eures Heulieferanten aushändigen. Schaut’s Euch gegebenenfalls vorher selber genauer an und riecht gerne intensiv dran. Investiert im Zweifelsfall selber noch mal in eine mikrobiologische Analyse. (kann man sich auch gut zusammen tun)
Hier favorisieren wir persönlich tatsächlich das LKS-Labor, weil die Befunde einfach gut aufgeschlüsselt und bewertet sind.
Hilfreich ist evtl. eine weitere mikrobiologische Analysen so um Feb- März rum. Hier hat man dann die Veränderungen über die Lagerzeit mit im Blick.
Jetzt hoffen wir, das ihr vor lauter Keimgruppen trotzdem den Überblick behalten konntet.
Bei Fragestellungen dazu oder zu Euren eigenen mikrobiologischen Analysen und wie ihr sanft die Entgiftungsorgane und Gesundheit Eurer Pferde unterstützen könnt, wenn die Qualität des Heu´s z.B. nicht optimal ist, könnt ihr Euch gerne bei uns melden.
Bis zum nächtsten Blog,
Euer Team von HBN
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